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Presse und Aktuelles

FAMOUS im Gespräch mit Politikerinnen der Bundes- und Landesebene

Dr. Tanja Machalet MdB und Susanne Müller MdL besuchen die Hausarztpraxis von Dr. Verena Maar in Burgbrohl und informieren sich über das Projekt FAMOUS.

Politikerinnen informieren sich über FAMOUS in der Hausarztpraxis Dr. Maar (v. l. n. r. Prof.in Dr. Renate Stemmer, Susanne Müller MdL, Dr. Tanja Machalet MdB, Sophie Petri, Maria Gerz, Dr. Verena Maar). (© FAMOUS)

Politiker und Politikerinnen nutzen die politische Sommerpause gerne für den direkten Austausch mit Akteuren verschiedener Bereiche – eine Sommerreise durch das Land.

Auf dem Programm der Sommerreise von Dr. Tanja Machalet MdB stand in diesem Jahr das Projekt FAMOUS, das in Rheinland-Pfalz auch in der Hausarztpraxis von Dr. Verena Maar in Burgbrohl umgesetzt wird. Dr. Machalet ist stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss des deutschen Bundestages sowie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Begleitet wurde sie von Susanne Müller, der Abgeordneten des zuständigen Wahlkreis Remagen/Sinzig im Landtag Rheinland-Pfalz.

In den Räumlichkeiten der Praxis von Dr. Verena Maar erhielten die beiden Politikerinnen einen Einblick in das FAMOUS-Projekt, das den Einsatz von Advanced Practice Nurses (APNs) in der hausarztnahen Versorgung von Menschen mit zahlreichen chronischen Erkrankungen erprobt. Dr. Maar betonte direkt zu Beginn des Gesprächs, dass sie die Zusammenarbeit mit der Advanced Practice Nurse Maria Gerz als eine große Entlastung empfindet. „Frau Gerz ist eine sehr erfahrene und kompetente Fachperson, die von den Patienten, Patientinnen und Angehörigen sehr geschätzt wird. Ich erhalte nur positives Feedback und wäre froh, sie könnte nach dem Projekt bleiben“. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit war eines der Hauptthemen des Austausches, denn allen Anwesenden war klar, dass eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung multimorbider Personen auf mehrere Schultern verteilt werden muss. Die Politikerinnen erkundigten sich auch nach dem häufig als Konfliktfeld betrachteten Thema der Substitution und Delegation. „Ich bin gerne bereit, Verantwortung abzugeben – es gibt für alle genug Arbeit – aber bei FAMOUS gebe ich ja aktuell noch keine Verantwortung ab, ich bin immer noch die Letztverantwortliche. Es wäre aber gut, Frau Gerz dürfte in manchen Bereichen ein wenig mehr eigenständig entscheiden“, betont Dr. Maar. Prof.in Dr. Renate Stemmer ergänzt, dass dieses vermeintliche Konfliktfeld im Alltag der teilnehmenden Hausarztpraxen keine große Rolle spielt. Die Hausärzte und Hausärztinnen finden mit den Advanced Practice Nurses gute und vertrauensvolle Wege der Zusammenarbeit auf Augenhöhe, auch in dem aktuell bestehenden Rechtsrahmen der Delegation. „Die Möglichkeit des autonomen Arbeitens ist ein großer Vorteil der APN-Tätigkeit. Wenn ich bei den Patienten und Patientinnen zu Hause bin, dann erfolgt die Einschätzung der Situation durch mich. Werden Verordnungen benötigt, so bereite ich diese vor und die Unterschrift erfolgt durch Frau Dr. Maar“, beschreibt Frau Gerz die Zusammenarbeit. Die Entlastung ergibt sich bei Frau Dr. Maar gerade dadurch, dass Frau Gerz eigenständig arbeitet und sie sich auf deren Einschätzung verlassen kann. Dadurch kann sie mit gutem Gefühl die Kontakthäufigkeit zu einigen Patienten und Patientinnen reduzieren: „Ich weiß die Patienten bei Frau Gerz in guten Händen“. Beeindruckt waren die Politikerinnen von dem breiten Fachwissen, welches Maria Gerz durch ihre Qualifikation als APN in die Versorgung der Patienten und Patientinnen einbringt. Das notwendige Therapiemanagement, die Herausforderungen in der Alltagsbewältigung und der Einbezug der individuellen Werte und Normen erzeugt bei mehrfach erkrankten Personen eine hohe Komplexität. Durch die Fachkenntnisse im pflegerischen, medizinischen und psychosozialen Feld tragen Advanced Practice Nurses dazu bei, trotz dieser manchmal unübersichtlichen Lage die gesundheitliche Situation zu stabilisieren. So werden multimorbide Personen dabei unterstützt, mit ihren Erkrankungen ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Dafür benötigen Patienten, Patientinnen und ihre An- und Zugehörigen fachliche Beratung und Begleitung. Advanced Practice Nurses sind genau für diese Tätigkeit ausgebildet. „Patienten brauchen manchmal Zeit, relevante Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung zu treffen und die Sachverhalte zu verstehen. Ich bringe die Zeit mit und kann auch dranbleiben. Dafür braucht es am Anfang Beziehungsarbeit, aber dann vertrauen die Patienten mir teilweise mehr Details an als ihrer Hausärztin. Ich habe oft einen tiefen Einblick in die Lebenswelt der Patienten und Angehörigen“, betont Frau Gerz und macht damit auch deutlich, dass eine kontinuierliche und langfristige Betreuung der Patienten und Patientinnen durch APNs notwendig ist.

„Es ist gut, dass FAMOUS die Wirkung der Versorgung durch APNs in der Hausarztpraxis erforscht“, betont Dr. Machalet. „Die zeitliche Begrenzung bei Forschungsprojekten ist immer schade für alle Beteiligten. Als nächstes gilt es, die Frage der Verstetigung und damit auch die der Finanzierung zu klären, aber es ist nicht einfach, Strukturen des Gesundheitssystems, das durch die zahlreichen Kostenträger und die Organisation in Sektoren gekennzeichnet ist, zu verändern.“ Sie sichert zu, ihre neu gewonnenen Erkenntnisse in ihr politisches Netzwerk einzubringen. „Ich bin sehr angetan von der Arbeit der Advanced Practice Nurses und sehe, dass diese Versorgungsform eine Bereicherung für Patienten, Angehörige, Hausärzte und Hausärztinnen ist. Eine Verstetigung dieser Versorgungsform würde ich sehr begrüßen und bin gerne bereit, hier zu unterstützen“, sicherte auch Susanne Müller für die politischen Strukturen in Rheinland-Pfalz zu.

Am Ende waren sich alle Anwesenden einig: Die Versorgung von multimorbiden Personen benötigt schon jetzt und auch perspektivisch eine Stärkung und Veränderung der Primärversorgung. Die Ergänzung der hausarztnahen Versorgung durch Advanced Practice Nurses stellt dabei eine Säule zur Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen dar, welche mit dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel zu erwarten sind. Dabei geht es nicht um die Ersetzung von bestehenden Berufsbildern, sondern um die Nutzung des Potenzials, welches APNs für eine bedarfsgerechte Versorgung von multimorbiden Personen einbringen können. „Auch für die Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs ist es von hoher Bedeutung, Entwicklungsperspektiven für Berufsinteressierte zu schaffen. Die Akademisierung des Pflegeberufs, bei der es auch um die unmittelbare Versorgung von Patienten und Patientinnen geht, scheint mir da ein wichtiger Schritt zu sein“, schließt Dr. Machalet. Entsprechend betont auch Maria Gerz: „Ich habe eine so hohe Berufszufriedenheit als APN, dass ich mich jeden Tag auf meine Arbeit freue.“ Durch Advanced Practice Nurses gewinnt die hausärztliche Versorgung eine fachliche Perspektive, welche die Praxis aktuell nicht abdecken kann. Diese wird aber von den Patienten und Patientinnen für die Bewältigung und Integration der Erkrankungen mit ihren Folgen in der individuellen Lebenswelt als bedarfsgerechte Versorgungsform benötigt. Das FAMOUS-Team wird deshalb auch weiterhin in engem Kontakt mit politischen Vertretern und Vertreterinnen versuchen, eine Verstetigung der APN-Leistungen anzustoßen.